Loveparade-Desaster wird zum Hype

Edit 30.08.201:
Der Loveparade-Veranstalter geht endlich zum Angriff über und zeigt ungeschnittenes Videomaterial und eine dokumentarische Darstellung der Ereignisse vom 24.7.10 in Duisburg auf einer eigens zu diesem Zwecke erstellten Website. Die Politiker schimpfen, der allgegenwärtige Herr Wendt von der Polizeigewerkschaft zedert und der ermittelnde Oberstaatsanwalt ist ganz empört. Gute Hinweise darauf, dass es hier um unangenehme Wahrheiten geht.
Hier gibt es die harten Fakten.

 

So langsam aber sicher wächst die Sache über sich selbst hinaus. Seitens der breiten Masse handelt es sich wohl um eine Massenhysterie , seitens der auf den Zug aufspringenden Politiker von Kraft über Merkel bis Wulff um das typische machtgeile PR-Spektakel. Ein Realitätsverlust von Volk und Regierung.

Wollte man die Hetzjagd auf den OB Sauerland ins Verhältnis setzen, dürfte eigentlich kein Kindermörder oder Mädchenvergewaltiger mehr dem Lynchmob entkommen, was jedoch weit gefehlt ist (siehe Gäfgen). Die Spassgesellschaft, die sonst schon mal gerne verdrängt, bejammert sich selbst. Die Ikone der PartyGeneration, die Loveparade, ist zu einem Fanal geworden, quasi sabottiert durch die unfähigen bürgerlichen Kräfte in Person der Mitarbeiter der Genehmigungsbehörden. Das tut weh. Plötzlich ist aus “No risk, no Fun” blutiger Ernst geworden.

Offensichtlich hat es Fehler bei Planung, Organisation und in der operativen Ausführung gegeben. Sicher muss hier eine Bewertung von Schuldfragen durchgeführt werden. Wie bei jedem anderen Schadensereignis auch. Und kein bisschen anders und schon gar nicht mit irgendeiner Sonderstellung, weil es die Spassgesellschaft tief getroffen hat.

Die bei ihrer Trauerrede am  37/07/2010 in Duisburg emotional aus dem Ruder laufende Ministerpräsidentin von NRW, Frau Kraft, ist die oberste Krisenmanagerin von NRW. Zur Abhärtung sei der Besuch von Kinderkrebsstationen und Praktika auf Notarztwagen und bei der Feuerwehr dringendst empfohlen.

Herr Bundespräsident Wulff, der die Rettungskräfte beim Loveparade-Desaster mit Orden behängen will, schmälert damit die Leistung all der Helfer, die tagtäglich ihren 24/7-Einsatz im Stillen und ohne Mediengetöse verrichten.

Wie scheinheilig diese Politiker-Betroffenheit ist, zeigte sich für mich besonders deutlich bei der Trauerfeier am 31/07/2010 als die geladenen Besucher in der Salvatorkirche zu Duisburg (meist Angehörige der Todesopfer, Rettungskräfte etc.) beim Betreten des Kirchenschiffes durch  Kraft, Wulff, Merkel, Westerwelle und ähnliches Zeugs vom Begleitpersonal derselben energisch per Handzeichen aufgefordert wurden, sich von ihren Plätzen zu erheben. Geht’s noch dreister und surrealer?

Trauer ist eine höchstpersönliche Sache und jeder muss damit selbst fertig werden. Es ist ein harter Gang. Das weiss jeder. Wer damit nicht fertig wird, für den gibt es entsprechende Hilfsangebote. Ob Fernsehkameras dazu gehören, wage ich zu bezweifeln.

Der Realitätsverlust in dieser Gesellschaft nimmt pathologische Züge an. Sterbt nicht bei Arbeitsunfällen oder nach langer Leidenszeit an unheilbaren Krankheiten. Sucht Euch ein Spassgesellschaft-Event zum Sterben. Dann seid auch Ihr der Betroffenheit in dieser Gesellschaft sicher.